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Organische und mineralische Materialien 2. Mittelbrechende Polycarbonat besitzt Vorteile, die diesen Werkstoff für die Brillenoptik besonders attraktiv machen: ausgezeichnete Kunststoffmaterialien (1.54 n<1.64) Bruchfestigkeit (die höchste aller Brillenglasmaterialien), hoher Brechungsindex (ne=1,591 / nd = 1,586), hohe Leichtigkeit Hochbrechende organische Materialien liegen heute voll im (Dichte = 1,20), die Möglichkeit, dünn geschliffen zu werden (bis Trend und sind weiter auf dem Vormarsch. Gegenüber dem zu 1,0 mm Mittendicke bei Minusgläsern), wirksamer Schutz vor herkömmlichen CR39® ermöglichen sie die Fertigung dünner und UV-Strahlung (durch Lichtschutz-Additive mit UV-Kante von leichter Gläser. In der Regel besitzen sie eine geringfügig 385 nm) sowie hohe Wärmebeständigkeit (Erweichungspunkt bzw. niedrigere Dichte im Vergleich zu CR39® (zwischen 1,20 und Glasübergangstemperatur > 140° C). Wie alle hochbrechenden 1,32), eine höhere Dispersion (Abbesche Zahl zwischen 31 und organischen Materialien ist auch Polycarbonat kratzempfindlich und daher unbedingt mit einem Hartlack zu vergüten. Seine 42) sowie eine größere Wärmeempfindlichkeit und bieten einen Abbesche Zahl ist relativ niedrig (νe = 31, νd = 31), hat jedoch besseren Schutz vor UV-Strahlung. Diese Materialien sind sehr bei den meisten Korrektionswerten keinen Einfluss. Seine kratzempfindlich und erfordern eine systematische Lackhärtung Einfärbungs- und Beschichtungsmöglichkeiten sind heute mit ihrer Oberflächen. Die Einfärbung und Phototropisierung erfolgt denen anderer organischer Werkstoffe vergleichbar. Da sich meist durch Aufbringung einer speziellen Schicht. Eine Polycarbonat an seiner Oberfläche naturgemäß schwer einfärben Antireflexschicht wird dringend empfohlen. lässt, wird die Färbung entweder durch Imprägnierung eines auf Bei diesen Materialien handelt es sich überwiegend um der Glasrückseite abgeschiedenen Farblacks oder durch UV- „thermohärtbare“ Werkstoffe – mit Ausnahme von Polycarbonat, Exposition der Oberfläche erzielt. Dadurch wird die Diffusion der & VEREDELUNGEN das zu den Thermoplasten zählt. Wir stellen dieses Material nun Farbstoffe in das Material ermöglicht. Die Entspiegelung von vor und gehen anschließend auf die Gruppe der Polycarbonat erfolgt auf ähnliche Weise wie bei der hochbrechenden thermohärtbaren Werkstoffe ein. Antireflexbeschichtung anderer organischer Materialien. Das Einschleifen von Polycarbonat bei der Brillenverglasung beruht auf einer speziellen Methode. Es erfordert eine trockene Thermoplastische Harze: das Polycarbonat Schleifbearbeitung sowie die Nutzung spezieller Brilleng - lasrandungs funktionen und abschließend die Polierbearbeitung der Glasränder. In den 1950iger Jahren zur Herstellung der ersten organischen Brillengläser eingesetzt, erwiesen sich thermoplastische Materialien wie das PMMA oder Plexiglas® als nicht ausreichend MATERIALIEN abriebfest und wurden rasch von CR39® abgelöst. In den Jahren zwischen 1995 und 2000 feierten sie mit der Weiterentwicklung von Polycarbonat und vor allem von Airwear® ein großes Comeback. Polycarbonat ist ein relativ altes Material, das um 1955 aufkam und erst seit den 1990iger Jahren in der Brillenoptik wirklich genutzt wurde. Dank zahlreicher Verbesserungen, insbesondere im Hinblick auf seine Verwendung in der CD-Fertigung, bietet Polycarbonat eine mit der Qualität anderer organischer Materialien durchaus vergleichbare optische Güte. In chemischer Hinsicht gehört das Material zur Familie der Polyester (Aromate/Karbonate); es handelt sich dabei um ein lineares © Essilor International Polymer mit amorpher Struktur, dessen Kohlenstoffgerüst sich aus einer Abfolge von Kohlenstoffradikalen (-OC-O) und Phenolradikalen (-C6H5OH) zusammensetzt. Seine Herstellung erfolgt überwiegend auf Basis der folgenden chemischen Reaktion, genannt „Polykondensation“: Abbildung 8: Thermoplastisches Harz: Polycarbonat-Molekül. CH 3 CH 3 n HO C OH COC O CH 3 CH 3 n 11 Copyright © 2010 ESSILOR ACADEMY EUROPE, 13 rue Moreau, 75012 Paris, France - All rights reserved – Do not copy or distribute.
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