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Organische und mineralische Materialien 1. Normalbrechende Kunststoffmaterialien (1,48 n<1.54) CR39® Das nach der Jahrtausendwende eingeführte und von PPG Nach mehreren vergeblichen Versuchen, Brillengläser aus thermoplastischen Werkstoffen (Igard®-Gläser aus PMMA bzw. Industries Inc. unter verschiedenen Handelsnamen vertriebene Plexiglas® um 1940) sowie aus thermohärtbaren Materialien Trivex® ist ein sog. „quasi-thermohärtbares Material“, das die (Orma® 500 um 1950) zu entwickeln, hat sich schließlich das Trivex® Eigenschaften der thermohärtbaren und thermoplastischen CR39® als bevorzugter Kunststoff in der Brillenoptikindustrie Harze miteinander vereint. Das ursprünglich für Schutzhelm- durchgesetzt. Diethylen-Glykol-Diallyl-Carbonat, bekannt unter dem Namen Visiere der Armee entwickelte Material liegt (wie CR39®, ist das zur Herstellung der meisten organischen thermohärtbares Harz) als polymerisierfähiges Flüssigmonomer & VEREDELUNGEN wurde das Material nach dem „Columbia Resin“-Nr. 39 benannt, Eigenschaften ähnlich denjenigen von thermoplastischem Harz vor. Dagegen kann aufgrund seiner besonderen chemischen Brillengläser verwendete Basismaterial. Von Chemikern der beim der Molekülvernetzung Grad der Struktur „Columbia Corporation“, einem Unternehmensbereich des Polymerisierungsvorgang kontrolliert werden, wodurch ihm amerikanischen Konzerns PPG Pittsburg Plate Glass entdeckt, einem Harz aus einer Serie von Polymer-Werkstoffen, die von verliehen werden. Chemikern für die US-Luftwaffe entwickelt wurden. In den Jahren Trivex® vereint drei Eigenschaften, die die Erwartungen der zwischen 1955 und 1960 gelangte es bei der Fertigung von Träger von Brillengläsern erfüllen: optische Güte, Leichtigkeit und Korrektionsgläsern (durch LOS bzw. Lentilles Ophtalmiques Sicherheit (daher auch der Name Trivex®). Die optische Qualität Spéciales, einem Vorläufer von Essilor) zum Einsatz und wird durch die Reinheit des Monomers, die Transparenz und ermöglichte die Einführung der Orma® 1000-Gläser (= geringe Disperson des Materials (Abbesche-Zahl ν = 43-45) Organisches Material oder als heutige Abkürzung Orma®), die sowie durch die Beschichtbarkeit des Materials mit Antikratz- erstmals Leichtigkeit und Bruchfestigkeit miteinander vereinten. MATERIALIEN Das CR39® ist ein polymerisierfähiges thermohärtbares Harz, und Antireflexschichten sichergestellt. Der Leichtigkeitsvorteil d.h. es liegt als flüssiges Monomer vor, das in Gießformen wird durch die geringe Materialdichte (d = 1,11) in Verbindung gegossen und unter Wärmezufuhr sowie mit Hilfe eines mit einem im Vergleich zu CR39® höheren Brechungsindex (ne Katalysators durch Polymersation gehärtet werden kann. Die = 1,533, nd = 1,530) sowie durch die Fähigkeit des Materials, Entwicklung und Beherrschung seines Herstellverfahrens war dünn geschliffen zu werden (Mindest-Mittendicke 1,0 mm bei Gegenstand langjähriger Forschungen. konkaven Gläsern), erzielt. Und schließlich sorgen eine hohe Das CR39® besitzt eine Reihe von Eigenschaften, die seinen Material-Bruchfestigkeit sowie ein ausgezeichneter natürlicher Erfolg in der Brillenoptik auf Kosten der mineralischen Werkstoffe begründeten: ein Brechungsindex von 1,5 (nur Werkstoffs. Trivex® ist ein kratzempfindliches Material und geringfügig niedriger als der des herkömmlichen Silikatglases), erfordert daher eine systematische Veredelung beider Flächen eine Dichte von 1,32 (nur halb so hoch wie die von Mineralglas), UV-Schutz (UV-Kante bei 395 mm) für die Sicherheit des Trivex- eine Abbe’sche Zahl von 58-59 (und damit eine geringe mit kratzfesten Schichten. Es lässt sich in der Regel einfärben – chromatische Aberration), eine hohe Bruchfestigkeit, eine jedoch nur unter Einsatz spezieller Färbetechniken. ausgezeichnete Transparenz und vielfältige Einfärbungs- und Seine Schleif- und Rillbearbeitung ist speziell und erfordert die Veredelungsmöglichkeiten. Obgleich es unbeschichtet verwendet Nutzung besonderer Funktionen am Schleifautomaten. Trivex werden kann, ist CR39® kratzempfindlich und eine Lackhärtung lässt sich mühelos bohren und in die Brillenfassung einpassen. seiner Oberflächen wird empfohlen. Die Veredelung dieses Materials war Gegenstand weit reichender technischer Entwicklungen (siehe Teil II dieses Hefts). Es lässt sich mühelos durch den Augenoptiker verarbeiten, ob beim Schleifen oder bei der Fassungsverglasung. © Essilor International © Essilor International Abbildung 6: CR39®-Molekül. Abbildung 7: Chemische Struktur von Trivex® (Quelle: PPG). (*) CR39® ist ein eingetragenes Warenzeichen von PPG Industries (**) Trivex ist ein eingetragenes Warenzeichen von PPG Industries Ohio, Inc 10 Copyright © 2010 ESSILOR ACADEMY EUROPE, 13 rue Moreau, 75012 Paris, France - All rights reserved – Do not copy or distribute.
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